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Du möchtest außerhalb von YouTube, Vimeo oder anderen Videoportalen eine eigene Videoplattform erstellen? Dafür benötigst Du nicht nur ein durchdachtes Konzept und Ausdauer, sondern auch die nötige Infrastruktur. Wir beschreiben die Vorteile, Herausforderungen und geben Tipps für das Aufsetzen eines eigenen Videoportals.

 

Beim Wort Videoplattform denken wir zuerst an das wohl bekannteste Bewegtbild-Portal YouTube. Kein Wunder, denn wie Statistiken zeigen, erreicht die Google Tochtergesellschaft bahnbrechende Nutzerzahlen. Mit einer Tagesreichweite von 73,8 Prozent in Deutschland in der Altersgruppe 14 bis 29 ist YouTube zumindest in der jüngeren Generation nicht mehr wegzudenken. Die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer pro Monat weltweit beträgt 2,56 Mrd. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von Videos pro Tag in Deutschland beträgt laut Statista rund zwölf Minuten.

Dass an diese hohen Zahlen nur wenige andere Portale, wenn überhaupt, so schnell herankommen, dürfte klar sein. Wobei es einige sehr starke Alternativen in dem Bereich gibt. Dazu zählen zum Beispiel Vimeo, Dailymotion oder Twitch. In diesem Beitrag soll es jedoch nicht um diese bereits etablierten Videoplattformen gehen, sondern darum, wie man eine eigene Videoplattform erstellen kann und warum es sich trotz YouTube und Co. lohnt.

Was ist eigentlich eine Videoplattform?

Ein Videoportal ist ein Onlinedienst, der Video-on-Demand-Inhalte anbietet. Nutzerinnen und Nutzer konsumieren diese übers Internet. Die Videos sind meist als VOD hochgeladen und werden im Streaming zeitlich ungebunden angeschaut. Einige Plattformen bieten auch Livestreams an. Da alle Videoinhalte übers Netz gesehen werden, sind sie OTT-Angebote (Over the Top). Hier gibt es eine Erklärung und mehr Informationen zum Thema Internet-Fernsehen.

Im Vergleich: Content-Management-Systeme eignen sich nur bedingt für die Bereitstellung von Videoinhalten. Denn sie sind  in der Regel für Text- und Bildinhalte entwickelt, Videos werden dort häufig über externe Verlinkungen oder sogenannte iFrames eingebunden. CMS-Systeme kommen daher bei größeren Mengen an Audios und Videos schnell an ihre Grenzen.

Videoplattform erstellen

Nutzerinnen und Nutzer steigen auf Smart TVs um. Foto: Glenn Carstens-Peters /Unsplash

Der Konsum von OTT-Inhalten, wie bei Netflix oder Zattoo, ist meistens mit einem Bezahlmodell verbunden. Dass der Trend seit einiger Zeit eindeutig dahin geht, zeigte vor kurzem der TV-Streaming-Bericht von Zattoo. Lineares Fernsehen wurde nutzungstechnisch zum ersten Mal vom TV über Internet, also Streaming, überholt. Allerdings gibt es aktuell eine spannende Entwicklung bei Netflix, denn das Videoportal verzeichnet erstmals rückläufige Zahlen. Als Gründe gelten die stark wachsende Konkurrenz auf dem Markt und oftmals geteilte Nutzerkonten.

Aber warum eignet sich nun ein eigenes Videoportal besser für ein geplantes Video-Businessmodell als ein YouTube- oder Vimeo-Account? Das erklären wir.

 

Vorteile eines eigenen Videoportals

Monetarisierung

Wenn Du die Videoinhalte auf einer eigens aufgesetzten Plattform monetarisierst, kannst Du selbst profitieren – und nicht nur die Nutzerinnen und Nutzer. Der große Vorteil eines eigenen Portals ist, dass Du selber entscheiden kannst, wie Du die Bezahlung – zum Beispiel mit einer eingerichteten Paywall und einer eigenen Anzeigen-Vermarktung – organisieren möchtest. Dafür benötigst Du idealerweise eine Person, die sich damit gut auskennt. Bei YouTube funktioniert das zum Beispiel nur mit gewissen Vorgaben. Du kannst dort als Creator am YouTube Partner Programm teilnehmen, auch Creator-Modell genannt. Mit Werbung, Merchandise-Produkten und Abos verdienst Du anteilig Geld. Es gibt zum Beispiel Display, Overlay und Video Ads, Super Chat und Super Stickers oder mehr Optionen mit YouTube Premium. Wie das genau funktioniert: deutsche oder englische Beschreibung. Die Plattform verdient hier immer mit. 

Sichtbarkeit

Ein weiterer Vorteil eines eigenen Portals ist die wählbare Sichtbarkeit der Inhalte. Nicht alle Personen können Deinen Content anschauen, wenn Du das nicht möchtest. Du kannst selbst Limitierungen für Dein Publikum einstellen. Das funktioniert bei YouTube nicht. Allerdings musst Du natürlich erstmal Sichtbarkeit erzeugen, am besten organisch. Das dauert zwar meistens lang und macht viel Arbeit, zahlt sich aber langfristig aus.

Unabhängigkeit

Je unabhängiger, desto besser: Die Plattform Vimeo sorgte Anfang 2022 bei einigen Videoproduzenten für Verärgerung. Ihre Verträge sollten gekündigt werden, wenn sie nicht mit den Preiserhöhungen einverstanden wären, die sich am Erfolg messen würden. Es handelte sich um unerwartete Preisanstiege in 4-stelligen Bereichen. Mit einer eigenen Infrastruktur kann einem das nicht passieren. Hier mehr über das Vorgehen lesen.

Leads und Community

Sofern Du planst, Leads zu generieren, ist es ebenso empfehlenswert, eine eigene Videoplattform zu erstellen. Dort bist Du flexibler und kannst Deine eigenen Richtlinien planen und umsetzen. Dasselbe gilt für Community Building. Wer sich eine eigene Community schaffen möchte, hat es bei YouTube und Co. zwar auf den ersten Blick leichter, weil dort schon so viele Nutzerinnen und Nutzer unterwegs sind, aber das muss nicht zwingend das passende Publikum sein. Die zahlreichen YouTube User bringen Dir möglicherweise nicht viel, da sie schnell wieder abspringen und weiterklicken. Zudem hast Du wenig Kontrolle darüber, wie Du planmäßig an Deine Zielgruppe herankommst.

Videoplattform erstellen: Mögliche Businessmodelle

Für welches Modell man sich entscheidet, ist von dem geplanten Portal abhängig. Für manche Ideen ist es sinnvoll, gratis Inhalte anzubieten, etwa, wenn es um Content-Marketing geht. Bei anderen ist es zweckmäßiger, ausschließlich Bezahl-Abos oder Freemium-Mischangebote anzubieten. Ein Tipp vorab: Treffe die Entscheidung zu Beginn gewissenhaft und bleibe dann längerfristig dabei. Nichts ist frustrierender für Dich und Deine Zielgruppe, wenn Nutzerinnen und Nutzer auf einmal nur noch bezahlte Inhalte sehen können, wenn sie es vorher anders gewöhnt waren. Bedenke aber auch, dass Deine Idee etwas wert ist. Überlege Dir, wie viel.

Dazu hat Pia Frey, die Gründerin von Opinary, ein Software-Startup, das sich auf Tools für Native Advertising spezialisiert hat, einen vielversprechenden Hinweis.

„Einem First Time User ein Abo anzubieten, ist so ähnlich wie jemandem, den man gerade in einer Bar kennengelernt hat, einen Heiratsantrag zu machen. Die Erfolgsaussichten sind sehr gering.“ (Quelle: Pia Frey, Newsgeist Europe 2018 auf YouTube)

Also: Baue erst eine Community auf und bitte dann um eine Bezahlung. Du kannst natürlich auch gleichzeitig mit Gratis-Angeboten und Abos arbeiten.

Kostenfrei

Mit gratis Videos kannst Du den Traffic erhöhen, Dein Publikum neugierig machen, eine Community aufbauen und pflegen. Planst Du zum Beispiel eine Art Kino-Videoportal, kannst Du die Trailer für die eigentlichen Filme kostenfrei anbieten, um für die Inhalte zu werben und über sie zu informieren. Das ist prinzipiell nichts anderes als Content-Marketing. Möchtest Du ohne Content-Marketing mit Videos Geld verdienen, solltest Du entweder über entsprechende Abos nachdenken oder ein anderes Businesskonzept überlegen. Wo Inhalte oft kostenfrei angeschaut werden können, ist zum Beispiel auf Presseportalen, also Publikationsportalen. Diese finanzieren sich dann über Werbung auf der Seite selbst. Es gibt aber auch Portale, bei denen das Einstellen von Newsmeldungen kostenpflichtig ist. Die Optionen sind zahlreich, überlege Dir, welche Variante am besten zu Deinem inhaltlichen Konzept passt.

Bezahlmodelle

Nutzerinnen und Nutzer sind zwar bereit, Geld auszugeben, aber auch nur dann, wenn der Content dementsprechend professionell ist. Wie viel Du für ein Abo haben möchtest, ist vom Konzept des Videoportals abhängig. Man kann sich auf anderen Plattformen umschauen und dort inspirieren lassen. Viele Anbieter nutzen unterschiedliche Abos, beispielsweise in drei Stufen: Basic-Abo, Standard-Abo, All-in-One-Abo. Es kann aber auch zweckmäßiger sein, nur eine Stufe anzubieten.

Freemium

Mit gemischten Bezahloptionen, auch Freemium-Modelle genannt, bietet man für die Community sicherlich die meiste Flexibilität. Bei diesem Geschäftsmodell konsumieren Userinnen und User eine Art Basis-Inhalt kostenlos, erweiterte Inhalte inklusive mehr Funktionen sind kostenpflichtig. So machen es beispielsweise der Audio-Streaming-Dienst Spotify oder das Business-Netzwerkportal Xing.

4 Tipps für die Monetarisierung

  1. Mit Abomodellen – kostenfrei bis Bezahloptionen – Inhalte zu verschiedenen Konditionen zugänglich machen
  2. Affiliate-Marketing nutzen – Konditionsmodelle prüfen und gezielt einsetzen –, um passives Einkommen zu generieren
  3. Website-Banner von Werbepartnern auf das Videoportal integrieren
  4. Newsletter-Marketing nutzen und dort eventuell zusätzliche Inhalte für die Community anbieten

Videoplattform erstellen: Was ist zu beachten?

Videoplattform erstellen

Informative Formate funktionieren gut, sie bieten Mehrwert. Foto: Malte Helmhold /Unsplash

Am wichtigsten sind das inhaltliche Konzept und die dafür definierte Zielgruppe. Internetnutzerinnen und Nutzer brauchen prinzipiell keine weitere Videoplattform wie Vimeo oder YouTube. Überlege Dir, ob Du eine Nische finden kannst, die Du besetzen möchtest. Recherchiere, welche Inhalte gesucht werden. Qualität zahlt sich aus. Die Videoinhalte sollten das halten, was sie versprechen und einen Mehrwert bieten. Eine zielgruppengerechte Aufbereitung ist dabei unbedingt nötig, um ein potenzielles Publikum zu begeistern – und das nicht nur kurzfristig.

Da es schon so viele Videoplattformen gibt, ist es erfolgversprechender, wenn man sich in Richtung einer Nischen-Thematik bewegt. Als gelungenes Beispiel sei an dieser Stelle das Video-on-Demand-Portal Nebula genannt. Dort finden sich unter anderem Themen zu Künstlicher Intelligenz, Medizintechnik oder Transphobien in Populärkulturen. Die Zielgruppe ist zugleich Publisher, sie sind die Videomaker, viele haben einen akademischen Hintergrund. Die Gemeinschaft bezeichnet sich selbst als „Creator Community“. Die Kosten betragen fünf Euro pro Monat oder 50 Euro pro Jahr.

Welche Inhalte eignen sich für ein Videoportal?

Wir wissen schon, dass auf YouTube, Vimeo und Co. Tutorials oder Erklärvideos, also informative Formate, besonders gut funktionieren. Egal ob ein Kochvideo, eine technische Anleitung oder eine Make-up-Schulung, die Türen stehen für jegliche Themenbereiche offen. Und die Videos werden geschaut, sofern sie erstens Fragen beantworten können und zweitens inhaltlich und gestalterisch ansprechend umgesetzt sind. Auch Dokumentationen oder aufgezeichnete Webinare sowie Workshops sind beliebt. Sie haben den Vorteil, dass sie den Nutzerinnen und Nutzer sofort Hilfestellung leisten. Erfolgreiche YouTube- oder Social-Media-Stars haben das längst verstanden.

Videoplattform erstellen

Informative Formate laufen auf Videoportalen gut. Foto: KOBU Agency /Unsplash

Wir hatten erwähnt, dass sich Randprodukte besser dafür eignen, eine eigene Videoplattform zu erstellen. Das zeigt neben Nebula auch der Streaming-Service Floatplane. Dort gibt es technische Shows und Reviews zu sehen. Das Bezahlsystem funktioniert hier jedoch anders, die „Creators“ entscheiden selbst. Es gibt keinen festgelegten Betrag wie bei Nebula. Die beiden Beispiele verdeutlichen, dass es sich lohnt weiterzudenken, weil sie es geschafft haben, sich zu etablieren.

Beim Erstellen einer eigenen Videoplattform kann es grundsätzlich übrigens möglich sein, sowohl Video-on-Demand- als auch Livestreaming-Inhalte anzubieten. Je nach Konzept ist es vielleicht empfehlenswert, beides zu nutzen.

 

Herausforderungen eines eigenen Portals nicht unterschätzen

Rechtliches

Wer etwas Eigenes auf die Beine stellt, hat auch die Verantwortung für die gezeigten Inhalte. Audio, Video, Personen, Objekte, Hintergründe, Orte … für all das braucht man bei Abbildung und gleichzeitiger Monetarisierung die Lizenzen und Verwertungsrechte. Am sichersten ist man, wenn man sich eine Juristin oder einen Juristen mit zum Projekt dazu holt.

Konkurrenz

Du bist nicht die erste Person, die YouTube Konkurrenz machen möchte. Auch wenn Du das gar nicht willst, weil Dein Konzept sowieso anders ist, bleibt der Wettbewerb dennoch hart. Es gibt viele Beispielprojekte, die es nicht so geschafft haben, wie sie es sich vorgestellt hatten. Diese zwei Portale konnten sich am Markt nicht durchsetzen: die Online-Talentmanagement-Firma „Fullscreen“ mit Videoplattform und das Videoportal „Vessel“.

Ressourcen

Wer schonmal eine Website ohne Baukastensystem ans Netz gebracht hat, weiß in etwa, wie viele Stunden gebraucht werden und wie viele Personen daran arbeiten. Den Zeitaufwand von Planung und Pflege einer eigenen Videoplattform sollte man nie unterschätzen. Hierfür benötigt man in der Regel ein Team, das gut zusammenarbeitet. Es gibt aber einige Tools, die auch ohne Programmierkenntnisse funktionieren.

7 Tool-Tipps für Videoplattformen ohne Programmierkenntnisse

Die folgenden Anwendungen sind besonders für Livestreaming-Projekte geeignet. Prinzipiell funktionieren diese Tools wie Baukastensysteme für Websites. Wichtig ist, dass so ein Tool intuitiv bedienbar ist, ein Content Delivery Network (CDN) bereitstellt, Video-Management (wie in einem CMS) ermöglicht, Interaktionsoptionen bietet und einen gut laufenden Web-Player hat. Integrierte Apps für Android und iOS oder TV Apps sind je nach Anforderung auch interessant. Das sind die OTT-Tool-Tipps, mit denen man eine Videoplattform erstellen kann:

Wer sich mit seinem Projekt auf Livestreaming und VOD spezialisieren möchte, kann das Videoportal mithilfe von Contentflow aufbauen. Mit dem integrierten Web-Player ist es möglich, Livestreams in andere Seiten einzubinden, Live Clippings zu erstellen oder aufgezeichneten Video-on-Demand-Content verfügbar zu machen. Durch die Medienverwaltung lassen sich die Videos administrieren. Erfahre hier mehr zu den Funktionen von Contentflow.

Es gibt natürlich auch immer die Option, alles entweder selbst zu programmieren oder von einem Agenturdienstleister programmieren zu lassen. Das ist sicherlich die teuerste, aber individuellste Variante. Dies ist nur zu empfehlen, wenn hinter dem geplanten Videoportal ein Geldgeber oder eine Finanzierung steht.

Fazit

Einige Videoplattform-Gründer, wie zum Beispiel der von Floatplane, haben mit YouTube angefangen und dann für sich entschieden, dass es Alternativen geben muss. Die Anforderungen an ein Videoportal hatten sich spezialisiert und so musste eine eigene Seite her. Das ist zwar leichter gesagt als getan, aber mit einer innovativen Idee lohnt es sich in jedem Fall, daran zu arbeiten. Auch wenn man zu Beginn eines solchen Projektes vielleicht erstmal in kleinen Schritten denkt, noch nicht soviel Geld ausgeben kann oder möchte, dranbleiben kann langfristig zum Erfolg führen. Das gilt wohl vor allem für informative Video-Formate.