Das Smartphone habe das „strategische Potenziale für eine neue Generation des Fernsehens“, so das Ergebnis einer einer repräsentativen Studie der Hochschule Fresenius und des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK). Dafür haben Prof. Dr. Anna Schneider und Dr. René Arnold den sich ändernden Medienkonsum deutscher Nutzer beleuchtet und 3.184 Konsumenten online befragt.
Musik und Videos werden immer seltener über die „traditionellen“ Medien abgerufen. So hat sich seit der ersten Befragung 2015 der Anteil der deutschen Konsumenten, die ausschließlich Dienste aus dem Internet zur Videowiedergabe nutzen, von rund zwölf Prozent auf 24 Prozent im Jahr 2018 verdoppelt. (Die Kurzfassung der Studie gibt es hier)
Erfolg im Mobilen
Immer häufiger werden Streamingdienste auf mobilen Endgeräten konsumiert. Gerade für Videoinhalte steckt hier enormes strategisches Potenzial. Wie der Erfolg von TikTok und IGTV belegt, funktionieren hier insbesondere kurze Inhalte, die von Anfang an im Hochformat produziert wurden. „Dieses Nutzungsverhalten kann die große Chance für traditionelle Fernsehsender sein“, deutet Anna Schneider diesen Trend. „Gerade jungen Zielgruppen fehlt offensichtlich noch der Zugang zu den etablierten Mediatheken, wie unsere Ergebnisse belegen. Die öffentlich-rechtlichen Sender können über das Smartphone ihre lokale Stärke und das Vertrauen in ihre journalistische Arbeit ausspielen.“
Video als „Unterwegsmedium“
Während vor ein paar Jahren überwiegend Texte unterwegs gelesen wurden ändert sich dies jetzt. Insbesondere günstigere Mobilfunktarife mit mehr Datenvolumen sorgen dafür, dass auch unterwegs mit dem Smartphone Videoinhalte angeschaut werden. Gerade beim Pendeln mit Bus und Bahn lassen sich immer mehr Konsumenten von Videos unterhalten, anstatt in der Tageszeitung zu lesen. Mit der YouTube-App hat der mobile Videokonsum für viele angefangen. Doch hier sind die meisten Videos nach wie vor im Format 16:9 verfügbar. Die neueren Videoapps wie TikTok oder Instagram TV gehen stärker auf die Bedürfnisse von Smartphone-Nutzern ein. Die Videos kommen hier nativ im Hochformat, sind kurz und benötigen kaum Kontext.
Dass (Live)Streaming weiterhin ein zukunftsträchtiger Markt ist, unterstreichen nicht zuletzt die zahlreichen neuen Dienste, die auf den Markt kommen. So haben Apple, Disney oder HBO entweder schon neue Dienste gelauncht oder aber angekündigt. Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, dass europäische und gerade deutsche Sender langfristig konkurrenzfähige Angebote machen um auf den steigenden mobilen Video-Konsum zu reagieren.
Game of Phones
Unter dem Titel „Game of Phones“ beschrieb auch der Journalist Richard Gutjahr im Magazin „Journalist“ das durch die Omnipräsenz der Bildschirme sich alles immer mehr zu audiovisuellen Darstellungsformen verschiebe. Texte werden zwar noch wahrgenommen, aber häufig nicht gelesen. „Die nächste epische Schlacht, die uns Journalisten in diesem Game of Phones bevorsteht, lässt sich grade mal in zwei Zeichen ausdrücken: 5G“. Die langen Ladezeiten hätten in Deutschland einen unnatürlich langen Bestandsschutz für Text und Audio bedeutet, doch dies, so Gutjahr, werde sich radikal ändern. „Das 5G Netz wird schneller und wirkungsmächtiger sein als alles, was wir bislang mit dem Internet in Verbindung gebracht haben.“