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Das Forschungsprojekt „Pionierjournalismus. Die Re-Figuration der Organisation(en) des Journalismus“ zeigt, welche Akteure an den Veränderungen bestehender journalistischer Praktiken in Deutschland in welchen Konstellationen beteiligt sind, und wie diese den Wandel vorantreiben. Contentflow ist mit Livestreaming als Medientechnologie auch Teil dieser Zusammenstellung. Wir stellen Euch hier die Ergebnisse der Studie vor. 

Akteure, Projekte, Unternehmen, Individuen – in Zeiten der Digitalisierung verändern sich, neben vielen anderen Bereichen, auch journalistische Arbeitsweisen. Der DFG-geförderte Projektverbund „Kommunikative Figurationen“ des ZeMKI an der Universität Bremen, und des Journalismus Lab des Leibniz Instituts für Medienforschung | Hans Bredow Institut hat die Ergebnisse des Forschungsprojektes zum Pionierjournalismus auf einer Website veröffentlicht. Das Team hinter der Studie besteht aus Andreas Hepp, Wiebke Loosen, Leif Kramp, Hendrik Kühn und Paul Solbach.

Pionierjournalismus

Screenshot: Website des Forschungsprojektes „Pionierjournalismus“

Es geht dabei hauptsächlich um die Akteurstypen und die Bereiche, in denen sie dynamisch aktiv sind beziehungsweise experimentieren, also den Experimentierfeldern.

Medientechnologien seien ein wichtiger Faktor der Journalismus-Landschaft, wie die Studie herausarbeitet, weil sie mit innovativen Kommunikationstools pionierhaft Entwicklungen vorantreiben können.

Das Projekt hat in einer tabellarischen Liste bis jetzt – Stand Januar 2022 – insgesamt 231 Akteure in Deutschland identifiziert. Diese stellen eine neue Gesamtfiguration des Pionierjournalismus dar. Paul Solbach, der am Hans-Bredow-Institut an der Studie mitgearbeitet hat, erläutert, das Mapping sei der erste Schritt gewesen. „Wir sind mit qualitativen Interviews tiefer eingestiegen“, so Solbach. Dafür habe man 80 Interviews geführt, um die getroffenen Annahmen zu überprüfen. Die Interviews werden in der weiteren Arbeit eine Rolle spielen. Außerdem steht noch eine Netzwerk-Analyse auf der Agenda der Forscher. „Eine Datenbank ist als teilbares Artefakt super, man kann sie schnell überblicken und sich schnell eintragen“, so Paul Solbach. Und das werde auch fleißig gemacht, dadurch wachse die Datenbank weiter.

Was ist Pionierjournalismus?

Der Begriff Pionierjournalismus wird im Projekt-Papier so definiert:

„Konkreter verstehen wir unter Pionierjournalismus solche Formen des Journalismus, die durch ihre experimentellen Praktiken und Imaginationen eines zukünftigen Journalismus auf eine Neudefinition des Feldes abzielen.“ (Quelle: Einleitung | Die Figuration des Pionierjournalismus in Deutschland)

Innovativen Start-ups kommt hier eine wichtige Rolle zu, aber auch Freelancern, Gründern und Akzeleratoren, da diese Gruppen oftmals gut vernetzt sind und innovative Kooperationen vorantreiben. Diese bilden wiederum beispielsweise mit Unternehmen und Unterstützern als Pioniergemeinschaften verschiedene Konstellationen. „Bei den Öffentlich-Rechtlichen gibt es starke Clusterbildung“, so Paul Solbach. So sei Funk sehr mit der Creator-Economy verwoben.

Was will das Forschungsprojekt?

Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit drei Fragestellungen, die den Wandel des Journalismus betreffen:

1. Wer sind die Akteure in Deutschland?
2. Wo liegen die Experimentierbereiche?
3. Welche Gesamtfiguration ergibt sich daraus?

„Unsere Ausgangshypothese ist, dass über diese vielfältigen Akteure hinweg eine mehr oder weniger lose Figuration des Pionierjournalismus besteht, die maßgeblicher Teil einer Re-Figuration des Journalismus insgesamt ist.“ (Quelle: Die Figuration des Pionierjournalismus in Deutschland)

Auf der Website gibt es eine Liste, die die Fragestellungen beantwortet und aufbereitet. Die Liste wurde mit einer Online-Recherche zusammengetragen. Dafür nahmen die Projekt-Rechercheure Medienunternehmen, Start-ups, einzelne Journalistinnen und Journalisten sowie Netzwerke genauer unter die Lupe.

Unter anderen finden sich in der Liste Tech-Start-ups, weil diese in innovativen Bereichen experimentieren und so als Kommunikationskanal oder als Produktions- oder Recherchetool funktionieren. Dort wird auch Contentflow aufgeführt. „Dies lässt sich anhand von einigen Beispielen veranschaulichen. So ist etwa ‚Contentflow‘ eine von einem Start-up entwickelte Software für Livestreaming. Hier geht es aber nicht um ein Experimentieren mit Technologie um ihrer selbst willen, sondern um die Erprobung und Etablierung einer veränderten Distribution von Inhalten in einem spezifischen Produkt“, so die Studie.

Technologien in der Medienbranche seien beim Experimentieren nicht separat, sondern funktionieren wie „boundary objects„. Sie sind viel mehr Bezugspunkte des Experimentierens und wirken in andere Bereiche hinein. Die Innovation wird sozusagen mittels der Technologie etabliert. Somit stehen die Experimentierbereiche beim Pionierjournalismus in engem Zusammenhang untereinander.